Zwei Hände umschließen das Knie einer weiteren Person und tapen es mit Kinesiologischen Tapes. | ARTZT thepro

Knieschmerzen erfolgreich behandeln

Lesedauer: 4 Min.

Obwohl bei Untersuchungen mittels Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) keine Hinweise auf einen pathologischen Befund im Kniegelenk gefunden werden, wird trotz alledem oft eine Arthroskopie des Gelenkes in Erwägung gezogen. Dabei lässt sich eine Vielzahl der Beschwerden mit gezielter Physiotherapie behandeln und eine Operation wird oft umgänglich.


Inhalt

Knieschmerzen behandeln - Der Erfolg bleibt aus
Knieprobleme - Unterschätzte Komplikationen
Schmerzen im Knie - Beginn weiterer Probleme
Wie bekommt man Knieschmerzen weg? Überweisung zur Physiotherapie
Physiotherapie bei Knieschmerzen - Behandlungsmöglichkeiten
Bewegung bei Knieschmerzen? Postoperative Behandlung


Knieschmerzen behandeln - Der Erfolg bleibt aus

Dauerschmerzen im Kniegelenk sind unangenehm, schränken die Mobilität sowie die Lebensqualität erheblich ein und lassen Patienten – im wahrsten Sinne des Wortes – schrittweise verzweifeln. Die Dosis der Schmerzmittel wird stetig erhöht, da ohne Pillen der Schmerz unerträglich ist. Allzu verständlich, dass Patienten nach jedem noch so kleinen Strohhalm greifen, der Hoffnung auf Besserung verspricht. 

Obwohl vorangegangene Untersuchungen keinen Befund angezeigt haben, entscheiden sich Mediziner häufig für eine Spiegelung des Gelenkes. Der Patient willigt oft in dieses Erfolg versprechende minimal-invasive Operationsverfahren ein. Die Ernüchterung folgt prompt, wenn dem Patienten nach dem vollendeten, aber wirkungslosen Eingriff das Kniegelenk unverändert stark schmerzt.

Knieprobleme - Unterschätzte Komplikationen

Eine Arthroskopie wird unter Teil- oder Vollnarkose ausgeführt. Somit bestehen zahlreiche Risiken, derer sich der Patient zwangsweise unterzieht. Neben möglichen Herz-Kreislaufstörungen, lebensbedrohlicher Aspiration von Mageninhalt, allergischer Reaktionen auf die Narkosemedikamente oder starker Übelkeit mit Erbrechen nach der Narkose, besteht die Gefahr der Benommenheit und von Erinnerungslücken. Nach dem Eingriff kann es zu massiven Blutdruckschwankungen kommen, bei denen der Patient, sobald er versucht in die Vertikale zu gelangen, schlichtweg kollabiert. Ein Aufstehen ist deshalb anfangs oft unmöglich. Zudem darf das operierte Bein an den ersten Tagen nicht vollständig belastet werden. Weiterhin schränkt die störende und unangenehme Redon-Drainage, über die das Wundsekret im Gelenk nach außen geleitet wird, die Beweglichkeit stark ein.

Schmerzen im Knie - Beginn weiterer Probleme

Der Patient wird durch die Folgen der Knie-Arthroskopie inaktiver und beansprucht insbesondere die Muskulatur des betroffenen Beines ungewohnt selten. Diese reagiert bereits nach kürzester Zeit mit einer vorübergehenden Atrophie (Schwund), welche ein gezieltes Muskelaufbautraining erfordert. Besonders schnell und stark betroffen ist der vierköpfige Oberschenkelmuskel, der Musculus Quadrizeps. Er ist dafür zuständig, das Knie aus der Beugestellung (Flexion) in die Streckung (Extension) zu bewegen. Seine Hauptaufgabe ist zudem die Stabilisierung des Kniegelenkes. Ist er allerdings zu schwach, kann er das Knie nicht ausreichend schützen, stützen und halten. Der Patient hat große Probleme beim Treppen steigen, denn die Kraft ist nicht ausreichend, um das Bein in die Extension zu bringen. Das Knie kann immer wieder einknicken und die anfänglichen Schmerzen können sich darunter verschlimmern.

Wie bekommt man Knieschmerzen weg? Überweisung zur Physiotherapie

Meist folgt in dieser Phase der Leidensgeschichte der Gang zum Physiotherapeuten, der eine adäquate Therapie für den Patienten anbieten kann. Jedoch wird das ursprüngliche Hauptproblem von weiteren durch den Eingriff entstandenen Beschwerden, weitestgehend verdeckt. Das Gelenk hat ein zusätzliches Trauma erlitten und befindet sich im Heilungsprozess. Der Patient kann zu diesem Zeitpunkt oft nicht unterscheiden, welche Symptome bereits vor dem Eingriff präsent waren und welche nicht. 

Beim physiotherapeutischen Aufnahmebefund, der Anamnese, finden sich oftmals schnell mögliche Gründe für die anfänglichen Dauerschmerzen. Eine Überlastung beim Sport, einer Distorsion (Verdrehung) oder Stauchung des Gelenkes, ein Sturz auf das Knie oder ein Muskelfaserriss können Auslöser sein.

Physiotherapie bei Knieschmerzen - Behandlungsmöglichkeiten

Bei manchen Knieproblemen kann durch Physiotherapie eine Arthroskopie vermieden werden. Wie sieht die richtige Behandlung bei Physiotherapeuten aus? Nach besagter Anamnese und einer ausgiebigen Palpation (Abtasten und erspüren von Strukturen im Bereich des Kniegelenkes) kann zügig ein individueller Therapieplan erstellt werden. Dem Therapeuten stehen dabei verschiedene Möglichkeiten zur Linderung der Beschwerden zur Wahl.

Abhängig von der Vorgeschichte kann entschieden werden, ob die Schmerzen einer Muskelverspannung im Bereich des Beines, einer Überdehnung eines Ligamentums (Bänder, Kreuzband), einer Prellung oder Weichteilverletzung entspringen. Bei einer muskulären Verspannung lindern Wärmeanwendungen (Fangopackungen, Rotlicht, heiße Rolle) und Massagen die Beschwerden wirkungsvoll. Die schmerzfreie aber intensive, schmerzlindernde und entzündungshemmende Ultraschallbehandlung kann zusätzlich erfolgen. Besonders im Bereich der Tractus iliotibialis treten starke Verspannungen auf. 

Die Schmerzen können sich über den gesamten lateralen Oberschenkelbereich erstrecken. Ausstrahlende Schmerzen in das gesamte Bein sind möglich. Eine Triggerpunktbehandlung kann deutliche Linderung verschaffen. Ist eine Überdehnung, Verkürzung oder Reizung eines Ligamentums Ursache der Schmerzen, kann es mit Querfriktionen oder anderen Methoden aus der manuellen Therapie behandelt werden. Eine Prellung oder Weichteilverletzung geht meist mit einer Schwellung im betroffenen Gebiet einher. Kaltanwendungen und manuelle Lymphdrainage sind bis zum Rückgang des Ödems angezeigt. 

Kniebeschwerden können zudem durch eine verklebte Patella (Kniescheibe) entstehen. Ist diese nicht beweglich, kann es zur Bewegungseinschränkung und Schmerzen im Gelenk kommen. Eine Patellamobilisation mit zusätzlicher Weichteilbehandlung ist hierbei angezeigt. Eine Verbesserung des Bewegungsausmaßes zeigt sich recht schnell. Je länger der Schmerzbefund besteht, desto langwieriger kann der Heilungsprozess andauern. Deshalb sollte zeitnah mit einer Behandlung begonnen werden.

Bewegung bei Knieschmerzen? Postoperative Behandlung

Jeder Körper reagiert anders auf operative Eingriffe. Häufigste Reaktion ist jedoch ein sichtbares Ödem im Operationsgebiet. Es behindert die ausreichende Beweglichkeit des Gelenkes und löst ein unangenehmes Spannungsgefühl im Knie aus. Die manuelle Lymphdrainage mit anschließender Kompression des Beines bis hoch zum Oberschenkel verschafft Entspannung und Linderung. Konnte die Schwellung erfolgreich behandelt werden, kann mit physiotherapeutischen Übungen begonnen werden. 

Leidet der Patient jedoch unter Schmerzen, wir der Therapeut zunächst auf diese eingehen und sie bestenfalls reduzieren. Oftmals genügt ein Kühlakku, welcher während der Behandlung immer wieder aufgelegt wird. Begonnen wird mit Spannungsübungen und assistiven Bewegungsübungen in die Extension und Flexion bis zur Schmerzgrenze. Die Steigerung von aktiven Bewegungen, auch gegen Widerstand und mit Einsatz von Hilfsmitteln, fließt schleichend in das Therapieprogramm mit ein. Ziel ist es, den atrophierten Musculus quadrizeps aufzubauen und zu trainieren, um die Stabilität im Kniegelenk wiederherzustellen oder einer Instabilität entgegenzuwirken. 

Ist der Patient belastbar, kann die Therapie auf dem Trampolin, dem Kippbrett oder dem Therapiekreisel ausgebaut werden. Sie kommen zur Gleichgewichtsschulung und zum erweiterten Muskelaufbautraining zum Einsatz. Besonders sportlichen Patienten wird in modernen Physiotherapiepraxen ein Muskelaufbautraining mit sportmedizinischen Kleingeräten angeboten.

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