Training als Therapie bei COPD – Ist Sport mit Raucherlunge sinnvoll?
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Die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist den meisten eher als „Raucherlunge“ bekannt. Die Symptome bleiben dieselben: Husten, vermehrter Auswurf und Atemnot bei Belastung. Richtig ausgeführt, kann Sport auch bei COPD eine therapeutische Alternative zur medikamentösen Behandlung darstellen.
Inhalt
Kann man mit COPD Sport machen?
Welchen Effekt hat die Sauerstoffzufuhr während des Trainings auf COPD-Patienten?
Welches Training ist bei der Behandlung von Raucherlunge effektiver?
Kann sich die Lungenfunktion bei COPD wieder verbessern?
Fazit: Kein nennenswerter Vorteil durch Sauerstoffunterstützung
Kann man mit COPD Sport machen?
Körperliche Aktivitäten und allem voran ein regelmäßiges Training zählen zu den Grundpfeilern der nicht-medikamentösen Therapie bei COPD. Schon nach wenigen Wochen erhöht sich die Leistungsfähigkeit, was sich sowohl im Alltag als auch bei Freizeitaktivitäten mit Familie und Freunden bemerkbar macht. Damit steigt auch die Lebensqualität. Beides konnte eindeutig in zahlreichen Untersuchungen gezeigt werden. Noch nicht eindeutig beantwortet ist allerdings die Frage, wodurch die besten Erfolge erzielt werden können. Dabei geht es um drei Bereiche:
- Profitieren nicht-sauerstoffpflichtige Menschen von einer Sauerstoffzufuhr während des Trainings?
- Ist ein Training mit konstanter Belastungsintensität oder ein Intervalltraining günstiger?
- Wie weit ist die körperliche Leistungsfähigkeit steigerbar?
Weitere wichtige Themen sind
- die unterschiedlichen Effekte beim Training mit großen und kleinen Muskelgruppen und
- der Vergleich zwischen Kraft- und Ausdauertraining.
Die Sauerstoffzufuhr während des Trainings soll das von den Lungen zur Muskulatur fließende Blut stärker mit Sauerstoff anreichern und so die muskuläre Versorgung steigern. Dadurch soll die mögliche Trainingsbelastung für Menschen mit Raucherlunge erhöht werden. So können auch die Trainingseffekte gesteigert werden.
Welchen Effekt hat die Sauerstoffzufuhr während des Trainings auf COPD-Patienten?
Obwohl eine frühere Studie einen Vorteil der Sauerstoffzufuhr beim Training für Menschen mit Raucherlunge im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit gleicher Erkrankung zeigte, die normale Luft atmete, ließen sich diese Ergebnisse in späteren Studien nicht bestätigen.
Jüngste Studienergebnisse zur Therapie von COPD durch Sport
Die Studie
Vor Kurzem wurde eine Studie abgeschlossen, bei der COPD Patienten dreimal wöchentlich für eine halbe Stunde auf einem Fahrradergometer trainierten, anfänglich bei 70 % ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit, danach wurde die Belastung alle drei Wochen um 5 % gesteigert. Die Hälfte der Probanden bekam über Nasenkanülen 4 Liter Sauerstoff pro Minute zugeführt, die anderen erhielten Raumluft mit der gleichen Stromstärke. Die Patienten selbst wussten nicht, zu welcher Gruppe sie gehörten.
Das Ergebnis
Beide Gruppen profitierten in vergleichbaren Größenordnungen von dem Training: Bereits nach zwölf Wochen war die maximale Leistungsfähigkeit gesteigert – auf dem Fahrrad um 20 % und die Strecke beim 6-Minuten-Gehtest um 12 %. Ebenfalls signifikant verbessert war die Lebensqualität, die mit einem Fragebogen erfasst wurde. Auch am Ende der Studie nach insgesamt 24 Wochen gab es keinen Unterschied zwischen Sauerstoff- und Luftzufuhr.
Einordnung der Ergebnisse
Dies war für uns insofern unerwartet, als sich in einer kleineren Voruntersuchung eine erhöhte Sauerstoffkonzentration in der eingeatmeten Luft positiv auf die Steigerung der Leistungsfähigkeit ausgewirkt hatte. Auch dabei gab es eine Vergleichsgruppe, die Umgebungsluft erhielt.
Der Unterschied zwischen den beiden Untersuchungen besteht in erster Linie darin, dass die COPD Patienten der Vorstudie durch Gesichtsmasken atmeten, über die in einer Gruppe konstant der doppelte Sauerstoffgehalt im Vergleich zur Luft zugeführt wurde. Bei der Zufuhr über Nasenkanülen hängt die Menge des zusätzlichen Sauerstoffs, der in der Lunge wirksam werden kann, unter anderem vom Verhältnis von Mund- zu Nasenatmung ab. Und bei größeren Anstrengungen neigt jeder zu einer verstärkten Mundatmung, wodurch die Menge des zusätzlich in die Lunge aufgenommenen Sauerstoffs verringert wird.
Welches Training ist bei der Behandlung von Raucherlunge effektiver?
Ausdauertraining lässt sich grundsätzlich in zwei verschiedene Belastungsformen unterteilen: Eine leistungskonstante Belastung, bei dem die Intensität während einer einzelnen Einheit gleich bleibt sowie ein Intervalltraining, bei der Phasen mit hohen und niedrigen Intensitäten sich regelmäßig abwechseln. Lange Zeit wurde bei Patienten ausschließlich die erste Form eingesetzt.
Die Studienlage – konstante Belastungsintensität vs. Intervalltraining bei COPD
Das Forscherteam um Casaburi zeigte im Jahr 1991, dass ein intensives einem weniger intensiven Training überlegen ist. Zum ersten Mal konnte demonstriert werden, dass sich sowohl bei lungengesunden Menschen, als auch bei Menschen mit Raucherlunge physiologische Größen an eine regelmäßige Aktivität positiv anpassen. Insbesondere die Fähigkeit der Muskulatur, die für die Muskelanspannungen benötigte Energie mithilfe des Sauerstoffs und der Nährstoffe Kohlenhydrate bzw. Fette bereitzustellen, wird gesteigert.
Bei der Frage, inwieweit sich solche Anpassungen stärker bei einer Intervall- oder bei einer leistungskonstanten Belastung ausbilden, wurden bisher Patienten in zwei Gruppen eingeteilt, die nach den geschilderten Prinzipien trainierten. Zur Vergleichbarkeit wurde die geleistete Gesamtarbeit gleich groß gehalten.
Eine aktuellere Studie – ein 24-Wochen Vergleich
Wir haben dieselbe Fragestellung 24 Wochen lang intraindividuell untersucht. Wie bei den anderen Untersuchungen auch trainierten dafür zunächst zwei Gruppen konstant bzw. intervallartig. In der konstanten Trainingsgruppe wurde 30 Minuten lang bei 70 % der maximalen Leistung trainiert, die in einem schrittweise ansteigenden Test ermittelt wurde. Die andere Gruppe wechselte während der gleichen Zeit zwischen 4 Minuten Training bei 60 % und einer Minute bei 110 % der maximalen Leistung ab. Alle drei Wochen wurde die Belastung um jeweils 5 % erhöht.
Nach der Hälfte der Studienzeit wurde ein Zwischentest absolviert. Danach wechselten die Gruppen die Trainingsform. Übereinstimmend mit den Ergebnissen anderer Studien fanden wir keinen nennenswerten Unterschied zwischen den Anpassungen an die zwei Trainingsformen. Zusätzlich fragten wir die Probanden nach ihrer bevorzugten Belastungsart. Ca. 30 % der Patienten bevorzugten die konstante und 40 % die intervallartige Form, den restlichen 30 % war es gleichgültig.
Diese Ergebnisse sind für die praktische Umsetzung von Trainingsmaßnahmen sehr positiv. Es ergibt demnach keinen Sinn, eine bestimmte Belastungsform stärker zu gewichten und jede Person kann ihre bevorzugte Trainingsart selbst auswählen bzw. zur Vermeidung von Monotonie zwischen beiden wechseln.
Bei dieser Untersuchung fanden wir außerdem etwas Überraschendes heraus: Obwohl die Intensität nach dem Zwischentest den aktuellen Ergebnissen angepasst und wie in den ersten 12 Wochen die Leistung progressiv gesteigert wurde, kam es bis zur 24. Woche zu keiner weiteren Steigerung der körperlichen Fitness. Natürlich kann man solche Ergebnisse nur hinsichtlich der Bedingungen interpretieren, die auch tatsächlich vorlagen.
Kann sich die Lungenfunktion bei COPD wieder verbessern?
Demnach sieht es so aus, dass bei einem Ausdauertraining auf dem Fahrrad, das 30 Minuten dauert und dreimal wöchentlich ausgeübt wird, die Grenze der Trainingsanpassung auch bei ansteigender Intensität innerhalb von 12 Wochen bereits erreicht wird. Dies könnte darauf zurückgeführt werden, dass die Lungenfunktion durch ein Training der Beinmuskulatur kaum gesteigert wird und dies auf einem gewissen Leistungsniveau zum limitierenden Faktor wird.
Als nächste Schritte sollte untersucht werden, ob ein Krafttraining – isoliert oder in Kombination mit einem Ausdauertraining – größere Zuwächse ermöglicht und ob ein Ausdauertraining mit kleineren Muskelgruppen, das weniger von der Lungenfunktion begrenzt wird, einen höheren Anstieg der Leistung erlaubt.
Fazit: Kein nennenswerter Vorteil durch Sauerstoffunterstützung
Zusammenfassend lässt sich für eine Trainingstherapie durch Ausdauertraining feststellen, dass eine Sauerstoffunterstützung bei nicht-sauerstoffpflichtigen Patienten keinen nennenswerten Vorteil bringt und das Intervall – dem konstanten Training gleichwertig ist. In beiden Formen muss die Belastungsintensität hinreichend groß sein, um bedeutsame Verbesserungen der körperlichen Leistungsfähigkeit zu erzielen. Die richtige Intensität ist durch eine Fahrradergometrie bei einem Facharzt leicht feststellbar.