
Mit Flossing zu mehr Beweglichkeit und weniger Schmerz
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Vielleicht hast du schon mal davon gehört: Menschen wickeln sich Gummibänder um Knie, Schultern oder Handgelenke – und schon sind die Schmerzen weg. Willkommen in der Welt des Flossings! Erfahre, wie Flossing funktioniert, was dahintersteckt und warum immer mehr Sportler und Therapeuten darauf schwören.
Inhalt
Was ist Flossing?
Welche Effekte hat Flossing?
Wo am Körper wirkt Flossing am besten?
Wie funktioniert Flossing?
Ist Flossing gefährlich? Wann sollte Flossing vermieden werden?
Studienlage zu Flossing – das sagt die Wissenschaft
Fazit: Kleine Bänder, große Wirkung
Was ist Flossing?
Flossing ist eine Kompressionstechnik mit elastischen Bändern. Dabei werden Gelenke oder Muskeln mit einem dicken, elastischen Band, dem sogenannten Flossband, umwickelt, und die jeweilige Körperstelle anschließend gezielt bewegt. Ziel ist es, die Beweglichkeit bestimmter Gelenke zu verbessern, Schmerzen zu reduzieren, Regeneration zu fördern oder präventiv zu arbeiten.
Wichtig: Der Begriff Flossing wird häufig synonym zu Medical Flossing verwendet. Tatsächlich unterscheiden sich die beiden aber in ihrer Anwendung und Zielsetzung.
Flossing oder Medical Flossing? – Der feine Unterschied
Während Flossing im Training oder beim Aufwärmen selbst angewendet werden kann, gehört Medical Flossing in die Hände von Experten. Medical Flossing wird nach professioneller Diagnose, mit speziellen Techniken und einem klaren Behandlung gezielt von geschulten Fachkräften, wie Physiotherapeuten oder Osteopathen, eingesetzt.
Welche Effekte hat Flossing?
Die Behandlungsmethode kann schon nach kurzer Zeit spürbare Veränderungen bewirken:
- Mehr Beweglichkeit: Zum Beispiel in der Schulter oder dem Knie nach Verletzungen oder Operationen.
- Weniger Schmerzen: Viele Menschen berichten über eine deutliche Linderung schon nach wenigen Minuten.
- Kurzfristiger Kraftschub: Die Muskelkraft kann für kurze Zeit gesteigert werden – zum Beispiel im Training oder beim Wiedereinstieg nach einer Pause.
Wo am Körper wirkt Flossing am besten?
Flossing wird an Gelenken, Muskeln und Faszien angewendet. Vor allem Schultern, Knie, Ellbogen sowie die Hand- und Fußgelenke werden häufig mit der Technik behandelt. Meist, um Schmerzen zu lindern und Beweglichkeit wiederherzustellen – manchmal sogar auch, wenn andere (klassische) Methoden nicht funktionieren.
Wusstest du, dass viele Sportler vor Wettkämpfen flossen, um ihre Leistung zu steigern? Auch in der Physiotherapie hat sich Flossing bewährt – etwa zur schnellen Schmerzlinderung und zur Verbesserung der Beweglichkeit bei akuten Beschwerden. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: von Prävention und Regeneration über die Soforthilfe bei Verletzungen bis hin zur gezielten Behandlung chronischer Probleme.
Typische Anwendungsbeispiele für Flossing:
- Schulterschmerzen
- Arthrose an Daumen, Hüfte oder Sprunggelenk
- Verletzungen nach dem Umknicken des Fußes
- Achillessehnenschmerzen
- Tennis- oder Golferellenbogen
- Narbenverklebungen nach Operationen
- Sehnenreizungen oder Schleimbeutelentzündungen
- Bewegungseinschränkungen nach Gips oder Ruhigstellung
- Muskuläre Verspannungen und Triggerpunkte
Wie funktioniert Flossing?
Beim Flossing wird ein elastisches Band mit Zug um eine bestimmte Körperregion gewickelt – entweder von dir selbst oder von einer Fachperson wie einem Physio oder Trainer (Medical Flossing). Während das Band sitzt, bewegst du die Region aktiv oder lässt sie passiv bewegen. Diese Kombination aus Druck und Bewegung kann dafür sorgen, dass sich Verklebungen im Gewebe lösen, die Durchblutung gefördert wird (Schwammeffekt) und Schmerzen spürbar nachlassen.
Flossing Schritt für Schritt selbst anwenden
Anfangs mag sich die Kompressionstechnik ungewohnt anfühlen. Damit die Behandlungsmethode sicher und effektiv wirkt, hilft dir die SWATT-Methode als einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung bei deinen Übungen:
- Screening: Wähle die Körperstelle aus, die eingeschränkt oder schmerzhaft ist
- Wrapping: Wickle das Band mit 60–80 % Zug, achte auf die Richtung und fixiere es gut
- Aktivierung: Bewege dich in diesem Bereich – aktiv oder mit Hilfe
- Time: Lasse das Band höchstens 2–5 Minuten dran
- Test/Wiederholung: Nach kurzer Pause kannst du den Vorgang wiederholen
3 Tipps für sicheres Flossing
Damit Flossing wirksam und sicher bleibt, solltest du während deiner Flossing Übungen diese drei Tipps beachten:
- Haut im Blick behalten: Achte während des Flossings auf deine Haut am behandelten Körperteil. Sie sollte nicht taub werden, zu kalt sein oder blau anlaufen.
- Weniger ist mehr: Wickel das Band lieber locker als zu fest und trage es nur für kurze Zeit (1–2 Minuten reichen oft schon).
-
Hygiene: Reinige dein Flossband nach dem Training mit Wasser, lasse es gut trocknen und schütze es vor Sonne oder Hitze. So hast du lange Freude daran und bist immer hygienisch unterwegs.
Ist Flossing gefährlich? Wann sollte Flossing vermieden werden?
Grundsätzlich ist Flossing bei richtiger Anwendung sicher. Doch in bestimmten Situationen kann der Druck durch das Band dem Körper eher schaden als nützen. Deshalb gilt: Bei bestimmten akuten oder chronischen Erkrankungen sollte Flossing nicht angewendet werden. Verzichte auf Flossing bei:
- akuten Entzündungen oder Infektionen
- Thrombosen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- offenen Wunden, Hautproblemen oder frischen Verletzungen
- Schwangerschaft
- Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten
Tipp: Wenn du unsicher bist, ob Flossing für dich geeignet ist, halte vorher Rücksprache mit einem Arzt oder Physiotherapeuten.
Studienlage zu Flossing – das sagt die Wissenschaft
Erste Studien zeigen: Flossing kann die Beweglichkeit – zum Beispiel im Sprunggelenk – kurzfristig deutlich verbessern. Bei Freizeitsportlern führte die Anwendung eines Flossbands zu messbaren Erfolgen in Beweglichkeitstests und einer besseren Sprungleistung. Diese positiven Effekte hielten bis zu 45 Minuten nach der Anwendung an. Zwar blieben spürbare Verbesserungen bei der Sprintgeschwindigkeit bislang aus und die Studienlage ist noch begrenzt, doch die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Flossing könnte sich daher als sinnvolle Ergänzung für Aufwärmprogramme oder physiotherapeutische Anwendungen etablieren.
Fazit: Kleine Bänder, große Wirkung
Flossing ist keine Zauberei – aber es fühlt sich manchmal so an! Gerade wenn du schneller wieder fit werden oder einfach beweglicher bleiben willst, kann die Behandlungsmethode effektiv sein. Ob im Sprunggelenk, am Ellbogen oder an anderen Körperteilen – viele setzen Flossing ein, um verspannte Muskulatur zu mobilisieren, die Beweglichkeit zu verbessern oder leichte Schwellungen in den Griff zu bekommen. Die Kombination aus Kompression und Bewegung kann dabei helfen, Strukturen gezielt anzuregen und den Abtransport von Flüssigkeit zu unterstützen. Einige berichten sogar von einer kurzfristig verbesserten Muskelkraft oder einer spürbaren Linderung von Schmerzen.
Klar ist: Flossing ersetzt keine Therapie – kann aber als sinnvolle Ergänzung im Alltag, beim Training oder zur Regeneration ausprobiert werden.
>> Videotipp: Vitality Flossing für Athletiktraining und Prävention - Interview mit Philipp Konnerth
Quellen:
-
ARTZT thepro Flossband – Übungsanleitung
Quelle: Ludwig Artzt GmbH -
Patrick Weber – Effect of Flossing (Sportsmedicine Newspaper, 2017)
Quelle: Sportsmedicine Newspaper -
Shape Up Business – Flossing (Frühjahr 2017)
Quelle: Shape Up Business Magazin -
VPT Magazin – Flossing mit System (04/2016)
Quelle: Verband Physikalische Therapie e.V. -
Akademie für Sport und Gesundheit – Flossing: Was ist das und wie funktioniert es?
Quelle: akademie-sport-gesundheit.de -
Physiozentrum Schweiz – Flossing: Eine wiederentdeckte Behandlungsmethode
Quelle: physiozentrum.ch -
Weber, Patrick – Flossing – Eine neue Methode zur Behandlung von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen
Quelle: Thieme E-Journals, 2017