Knieschmerzen erfolgreich behandeln
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Schmerzen im Kniegelenk sind unangenehm, schränken die Mobilität und Lebensqualität erheblich ein und lassen Patienten – im wahrsten Sinne des Wortes – schrittweise verzweifeln. Dabei lassen sich viele Beschwerden mit gezielter Physiotherapie effektiv behandeln. Erfahre in diesem Artikel alles Wichtige zur Arthroskopie und warum und wie die damit verbundenen Folgen oft noch vermeidbar sind.
Inhalt
Physiotherapie statt Arthroskopie?
Kniegelenk Arthroskopie – schnell, aber unwirksam?
Unterschätzte Komplikationen bei Arthroskopie am Knie
Bewegung bei Knieschmerzen? Postoperative Behandlung
Fazit: Physiotherapie zur Behandlung von Knieschmerzen erste Wahl
Physiotherapie statt Arthroskopie?
Fest steht: Bei manchen Knieproblemen kann durch Physiotherapie eine Arthroskopie vermieden werden. Doch wie sieht die richtige Behandlung beim Physiotherapeuten aus? Nach der Anamnese und einer ausgiebigen Palpation (Abtasten und Erspüren von Strukturen im Bereich des Kniegelenks) wird ein individueller Therapieplan erstellt. Dem Therapeuten stehen dabei verschiedene Möglichkeiten zur Linderung der Beschwerden zur Wahl. Doch nicht immer wird Physiotherapie als Lösung in Betracht gezogen. Oft wird schnell zu operativen Maßnahmen wie der Arthroskopie gegriffen, die jedoch nicht immer den erhofften Erfolg bringt.
Kniegelenk Arthroskopie – schnell, aber unwirksam?
Die Dosis der Schmerzmittel wird stetig erhöht, da ohne Pillen der Schmerz unerträglich ist. Allzu verständlich, dass Patienten nach jedem noch so kleinen Strohhalm greifen, der Hoffnung auf Besserung verspricht. Obwohl bei Untersuchungen mittels Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) keine Hinweise auf einen pathologischen Befund im Kniegelenk gefunden werden, wird trotz alledem oft eine Arthroskopie des Gelenkes in Erwägung gezogen.
Der Patient willigt oft in dieses Erfolg versprechende minimal-invasive Operationsverfahren ein. Die Ernüchterung folgt prompt, wenn dem Patienten nach dem vollendeten, aber wirkungslosen Eingriff das Kniegelenk unverändert stark schmerzt. Dabei lässt sich eine Vielzahl der Beschwerden mit gezielter Physiotherapie behandeln, sodass eine Arthroskopie gegen Knieschmerzen – egal ob chronisch oder akut – gar nicht notwendig wird.
Unterschätzte Komplikationen bei Arthroskopie am Knie
Das sind die Risiken des operativen Eingriffs
Eine Arthroskopie erfolgt unter Teil- oder Vollnarkose, wodurch der Patient zwangsläufig verschiedenen Risiken ausgesetzt ist. Neben möglichen Herz-Kreislauf-Störungen, lebensbedrohlicher Aspiration von Mageninhalt, allergischen Reaktionen auf Narkosemittel oder starker Übelkeit mit Erbrechen, besteht auch die Gefahr von Benommenheit und Gedächtnislücken. Nach dem Eingriff kann es zu massiven Blutdruckschwankungen kommen, bei denen der Patient, sobald er versucht, in die Vertikale zu gelangen, schlichtweg kollabiert. Ein Aufstehen ist anfangs deshalb oft unmöglich. Zudem darf das operierte Bein an den ersten Tagen nicht vollständig belastet werden. Die störende und unangenehme Redon-Drainage, über die das Wundsekret im Gelenk nach außen geleitet wird, schränkt die Beweglichkeit zusätzlich ein.
Mehr Schmerzen nach Knie-Arthroskopie – mögliche Probleme
Durch die Folgen der Knie-Arthroskopie wird der Patient zunächst inaktiver und beansprucht insbesondere die Muskulatur des betroffenen Beines ungewohnt selten. Diese reagiert bereits nach kürzester Zeit mit einer vorübergehenden Atrophie (Schwund), welche ein gezieltes Muskelaufbautraining erfordert. Dabei ist besonders schnell und stark der vierköpfige Oberschenkelmuskel betroffen, der Musculus Quadrizeps. Er ist dafür zuständig, das Knie aus der Beugestellung (Flexion) in die Streckung (Extension) zu bewegen. Seine Hauptaufgabe ist zudem die Stabilisierung des Kniegelenks. Ist der Oberschenkelmuskel jedoch zu schwach, kann er das Knie nicht ausreichend schützen, stützen und halten. Die Folge: Der Patient hat große Probleme beim Treppensteigen, da die Kraft in seinem Bein nicht ausreichend ist, um das Bein in die Extension zu bringen. Das Knie kann immer wieder einknicken und die anfänglichen Schmerzen können sich darunter verschlimmern. Um diesen Folgebeschwerden entgegenzuwirken, ist eine gezielte postoperative Physiotherapie unerlässlich.
Bewegung bei Knieschmerzen? Postoperative Behandlung
Jeder Körper reagiert anders auf operative Eingriffe. Die häufigste Reaktion ist jedoch ein sichtbares Ödem im Operationsgebiet. Es behindert die ausreichende Beweglichkeit des Gelenkes und löst ein unangenehmes Spannungsgefühl im Knie aus. Die manuelle Lymphdrainage mit anschließender Kompression des Beines bis hoch zum Oberschenkel verschafft Entspannung und Linderung. Konnte die Schwellung erfolgreich behandelt werden, kann mit physiotherapeutischen Übungen begonnen werden.
Leidet der Patient jedoch unter Schmerzen, wird der Therapeut zunächst auf diese eingehen und sie bestenfalls reduzieren. Oftmals genügt ein Kühlakku, der während der Behandlung immer wieder aufgelegt wird. Begonnen wird mit Spannungsübungen und assistiven Bewegungsübungen in die Extension und Flexion bis zur Schmerzgrenze. Die Steigerung von aktiven Bewegungen, auch gegen Widerstand und mit Einsatz von Hilfsmitteln, fließt schleichend in das Therapieprogramm ein. Ziel ist es, den atrophierten Musculus quadrizeps aufzubauen und zu trainieren, um die Stabilität im Kniegelenk wiederherzustellen oder einer Instabilität entgegenzuwirken.
Ist der Patient belastbar, kann die Therapie auf dem Trampolin, dem Kippbrett oder dem Therapiekreisel ausgebaut werden. Sie kommen zur Gleichgewichtsschulung und zum erweiterten Muskelaufbautraining zum Einsatz. Besonders sportlichen Patienten wird in modernen Physiotherapiepraxen ein Muskelaufbautraining mit sportmedizinischen Kleingeräten angeboten.
3 Optionen, um Knieschmerzen zu lindern
Je nach Vorgeschichte lässt sich feststellen, ob die Schmerzen von einer Muskelverspannung im Bein, einer Überdehnung eines Bands (z. B. Kreuzband), einer Prellung oder einer Weichteilverletzung herrühren. Bei einer muskulären Verspannung lindern Wärmeanwendungen (Fangopackungen, Rotlicht, heiße Rolle) und Massagen die Kniebeschwerden wirkungsvoll. Die schmerzfreie, aber intensive, schmerzlindernde und entzündungshemmende Ultraschallbehandlung kann zusätzlich erfolgen. Besonders im Bereich des Tractus iliotibialis (iliotibiales Band) treten oft starke Verspannungen auf.
Ausstrahlende Knieschmerzen behandeln
Die Schmerzen können sich über den gesamten lateralen Oberschenkelbereich erstrecken. Ausstrahlende Schmerzen in das gesamte Bein sind möglich. Eine Triggerpunktbehandlung kann deutliche Linderung verschaffen. Ist eine Überdehnung, Verkürzung oder Reizung eines Ligamentums Ursache der Schmerzen, kann es mit Querfriktionen oder anderen Methoden aus der manuellen Therapie behandelt werden. Eine Prellung oder Weichteilverletzung geht meist mit einer Schwellung im betroffenen Gebiet einher. Kaltanwendungen und manuelle Lymphdrainage sind bis zum Rückgang des Ödems angezeigt.
Eine verklebte Patella als Schmerzursache
Kniebeschwerden können zudem durch eine verklebte Patella (Kniescheibe) entstehen. Ist diese nicht beweglich, kann es zur Bewegungseinschränkung und Schmerzen im Gelenk kommen. Eine Patellamobilisation mit zusätzlicher Weichteilbehandlung ist hierbei angezeigt. Eine Verbesserung des Bewegungsausmaßes zeigt sich recht schnell. Je länger der Schmerzbefund besteht, desto langwieriger kann der Heilungsprozess andauern. Deshalb sollte zeitnah mit einer Behandlung begonnen werden. All diese Behandlungsmethoden zeigen, dass Physiotherapie bei Knieschmerzen eine effektive Lösung bieten kann.
Fazit: Physiotherapie zur Behandlung von Knieschmerzen erste Wahl
Physiotherapie bietet oft eine wirksame Alternative zur Arthroskopie, um Knieschmerzen zu lindern und die Beweglichkeit wiederherzustellen. Während eine Arthroskopie mit Risiken und möglichen Komplikationen verbunden ist, kann eine gezielte physiotherapeutische Behandlung viele Beschwerden schonend und effektiv behandeln. Deshalb lohnt es sich, vor einem operativen Eingriff alle konservativen Therapiemöglichkeiten auszuschöpfen.